huetefuchs wrote:Hallo,
für viele vielleicht "olle Kammellen" - für mich immer wieder Grund zum Nachdenken; ich will mich einfach NICHT so ohne Weiteres in die Schublade
packen lassen, sich über das Thema KEINE Gedanken zu machen. -
Ausgangspunkt diesmal der Bericht in DER HUND 2/2009, S. 28-31 über die Zucht von Lang- oder Langstockhaarschäferhunde, die man hierzulande auch gerne
"Altdeutsche Schäferhunde" nennt.
Auf die Frage, welche Züchterphilosophie sie Erstzüchtern mit auf den Weg geben würde, antwortet die Züchterin (-im übrigen eine SEHR renommierte Züchterin!-) :
"Züchtet man eine Gebrauchshunderasse, ist es meiner Meinung nach Aufgabe des Züchters, die speziellen Gebrauchshundeigenschaften zu fördern. Nur so lassen sichStäken und Schwächen der Tiere erkennen. Wird dies vernachlässigt, besteht die Gefahr, dass der Gebrauchshund über kurz oder lang zum Modehund wird." (Zitat S. 30)
Ich will jetzt hier nicht zum Rundumschlag gegen den Artikel ausholen, gewiss nicht, aber mir fällt auf, dass dieser Satz im gesamten Artikel ziemlich isoliert steht;
es wird nämlich nicht dezidiert darauf eingegangen, WAS dies denn nun im Falle der "A"DSH bedeutet.
Das ist schon mal das EINE - das Andere, was mir auffällt, ist, dass auf der anderen Seite sehr wohl und auch sehr deutlich auf äußere Merkmale und selbstverständlich
auf die Gesundheit Bezug genommen wird. Und, wenn ich mir die Hunde so anschaue, dann spielen DIESE Merkmale mit absoluter Sicherheit bei DIESER Zucht
eine GROßE ROLLE - eine sehr große; wer diese Hunde NICHT SCHÖN und leistungsfähig findet, muss entweder blind oder total ignorant sein.
WIR ... haben es ja nun mit ursprünglichen ARBEITSHUNDEN zu tun und ich denke, man darf abgesehen von der sich eingebürgert habenden Begrifflichkeit, WAS
denn nun ein "Gebrauchshund" sei , unsere Altdeutschen Hütehunde ZU dieser Sparte hinzuzählen. SIE fallen demnach also unter die gleiche "Züchterphilosophie"!
Die Grundfrage lautet also : WAS GENAU muss züchterisch geschehen, DAMIT eben diese Arbeitseigenschaften oder "Gebrauchshundeigenschaften" erhalten bleiben ?
....anderherum gefragt - WAS DARF NICHT GESCHEHEN, wenn kein Schaden an diesen Eigenschaften entstehen soll ?
Als Zusatzfrage sei mir gestattet : KANN dies der "Normalzüchter" hier und heute überhaupt in allen Belangen LEISTEN ; kann er die wie auch immer definierten Anforderungen
überhaupt in einem Maße erfüllen, welches sich zuchtrelevant (also auch genetisch) auswirkt ? (Ich denke dabei zum Beispiel an die Hirten- oder Herdenschutzhunde!)
Die zweite Zusatzfrage muss lauten : Mal abgesehen von dem "Modehundargument" (s.o.) - Woher nimmt man die schon fast wissenschaftlich vorgetragene
SICHERHEIT, dass sich die erwünschten Eigenschaften dauerhaft aus dem Genom der Hunde (... wo sollen die sonst sitzen?) "verflüchtigen" , wenn man sich in Zeiten,
in denen andere Prioritäten sinnvoller sind, eben NICHT allein auf die wie auch immer zu bewerkstelligende Festigung der "Gebrauchseigenschaften" konzentriert ?
Im Grunde dreht sich dieses Forum seit Beginn um diese Themen und wir haben , ob nun im "alten" oder jetzt im neuen "Grauen" schon einiges zu diesen
Fragen gesagt, so dass ich Euch Wiederolungen weitgehend ersparen kann. (...dürfte manchen freuen).
Ich zeig aber mal "Darli" hier ....
.....zufällig heute wieder getroffen .....
.... ja ...ich weiß ...man sieht nicht viel ...aber das ist bei ihr normal .....
...ich hab noch 2 Bilder vom 21. Januar ..... da erkennt man etwas mehr
...oder auch nicht...
Das ist ein ehemaliger Straßenhund aus Spanien ..... immer in Bewegung , auch wenn kein Fuchs hinter ihr her ist .....
ein Lauf- und Stöberhund ohnegleichen und dennoch in perfektem Gehorsam stehend ! (Vorbildlich!)
Dieser Hund hat eine Eigenschaft, die ich heute 3 mal beobachten konnte (leider war ich nicht fix genug beim fotografieren) -
er ist ein
PERFEKTER VORSTEHHUND ! .... Jeder deutsche Waidmann würde sich die Finger nach so einem "Naturtalent" ablecken !
Sieht oder wittert sie einen Vogel im Gebüsch bleibt sie wie angewurzelt mit abgewinkelt erhobenem Vorderlauf stehen ....
trippelt ggf. leicht vor oder seitwärts und STEHT WIEDER ... ich sage nur PERFEKT !
WAS IST DAS NUN ??? WIE soll man das deuten ????Ohne Zweifel ist das keine erworbene Eigenschaft , niemand hat ihr das "beigebracht" , sie kann und macht es "einfach" !
Ich bin mir übrigens voll bewußt , dass diese Sache so lange
FÜR die Erblichkeit dieser
spez. Verhaltensweise "als etwas
Besonderes" spricht , wie nicht erklärt wird,
dass oder ob es sich vielleicht auch beim sogenannten "Vorstehen" um eine ALLEN HUNDEN eigene Verhaltensweise handelt oder handeln könnte.
Genau DAS scheint aber der Fall zu Sein ! Es handelt sich (zumindest nach meinem Dafürhalten) um eine Verhaltensweise die ganz am Beginn
der nun schon öfter hier beschriebenen Jagdsequenz der Hundeartigen steht. Das dürfte quasi die "Einleitung" dazu sein.
Der Hund hat auf seinem Stöberweg die Duftspur eines "Beutetiers" gekreuzt und VERHARRT blitzartig, um genauer zu ORTEN, woher sie
ihm zugetragen wurde, die Intensität zu prüfen und ggf. die geruchliche Deutung ; das Anheben der Pfote würde ich als eine Art Übersprungshandlung
verstehen, schließlich "kämpfen" in seinem Inneren in diesem Moment zwei sich widersprechende Instinkte - der Drang nach Beute und der Zwang
zu Vorsicht und einer gewissen Umsicht (.... um ERFOLG zu haben, darf die Beute nicht vorzeitig verschreckt werden!) .
Durch das Stehen auf nunmehr nur noch 3 Beinen (!)
nimmt sich der Hund quasi selbst ZURÜCK (!) - er macht sich einen Moment lang
selbst UNFÄHIG zu unüberlegten ,vorschnellen Handlungen ! Eine sehr sinnvolle "Einrichtung" der Natur, wie ich finde.
So - und wenn wir so weit sind, dann relativiert sich schon die vielleicht etwas voreilige Vermutung , am Verhalten von Darli
die Vererbung einer ganz SPEZIELLEN (!) Veranlagung festzumachen. Was dieser Hund hier zeigt, ist
allgemeines Hundeverhalten ,
und zwar auch dann, wenn es , wie im Falle Darli vermutlich über Jagdhundvorfahren weitergegeben wurde.
(Unser Terriermischling PELLE zeigte das Vorstehen übrigens ebenfalls !)
Die Menschheit hat der Hundewelt - ob der Gebrauchshundewelt oder einer anderen - KEINE "NEUEN" Verhaltensmuster "beigebracht" oder
gar genetisch irgendwie eingepflanzt , wie sollte sie auch ? Der Mensch hat die natur- und evolutionsgegebenen
ANGEBOTE der Hundewelt nur sehr genau beobachtet und hat je nach NUTZWERT die verschiedensten ANGENOMMEN und die entsprechenden Individuen dann gezielt
"abgerichtet" ! AUCH ein professioneller Vorstehhund MUSS AUSGEBILDET , seine Angebote , seine Fähigkeit, seine Disposition MUSS
immer auch bestätigt und vervollkommnet werden - als "fertiger Vorstehhund" kommt kein Hund auf die Welt !
(Genau so , wie kein FERTIGER Hütehund geboren wird !) Ich wiederhole mich, wenn ich sage, die größte "Zuchtleistung" (wenn es denn eine IST ?) hat der Mensch im Blick auf die ÄUßEREN MERKMALE,
auf die ANGEPASSTHEIT im Blick auf die Aufgaben hin erbracht , aber NICHT im Blick auf das Verhaltensrepertoire, DAS ist weitgehend konstant
...eben "auf Hundeniveau" geblieben. DARAUS ergibt sich für mich vordringlich die Aufgabe, darauf hinzuweisen, dass es uns HEUTIGEN
darauf ankommen sollte ,
vor allem DAS zu erhalten, zu verbessern , zu festigen und wo es nötig ist (s. DSH) auch zu korrigieren, was zur
Erfüllung der traditionellen Tätigkeitsbereiche am allerwichtigsten ist, nämlich die
körperliche Gesundheit und UNversehrtheit der Hunde,die HUNDE BLEIBEN WERDEN - so oder so .....Dietmar